Im Visier: Haben wir einen Ärztemangel? | Gesundheitspolitik

In Österreich leben 41.268 praktizierende ÄrztInnen. Seit dem Jahr 2000 ist deren Anzahl um 30 Prozent gestiegen. Damit liegt Österreich im internationalen Spitzenfeld, laut OECD haben wir die zweithöchste Ärztedichte innerhalb der EU.

In Österreich leben 41.268 praktizierende ÄrztInnen. Seit dem Jahr 2000 ist deren Anzahl um 30 Prozent gestiegen. Damit liegt Österreich im internationalen Spitzenfeld, laut OECD haben wir die zweithöchste Ärztedichte innerhalb der EU.

Der Anteil der WahlärztInnen an der niedergelassenen Ärzteschaft ist von 39 Prozent auf 51 Prozent gestiegen, diese stehen für die Versorgung der Bevölkerung nur bedingt zur Verfügung. Mit 11.000 MedizinstudentInnen  in Ausbildung ist ausreichend Nachwuchs zu erwarten. Zirka 1.300 davon promovieren jährlich und drängen in den Versorgungsbereich. Auch die vielzitierte Abwanderung von JungärztInnen wird laut WHO Mobility Report durch eine ebenso große Rück- und Zuwanderung nahezu aufgehoben.

Wir haben ein Verteilungsproblem. Heute gibt es in Österreich so viele ÄrztInnen wie noch nie. Dem gegenüber steht eine Pensionierungswelle. In den kommenden zehn Jahren werden zwischen zehn und 15 Prozent der heute tätigen ÄrztInnen pensioniert.
Aus abgelegenen Regionen und kleinen Landkrankenhäusern werden immer wieder Probleme bei der Nachbesetzung von Ausbildungsstellen und Ordinationen berichtet. Ob eine Stelle besetzt wird oder nicht, hängt von deren Attraktivität ab. Während unattraktive Stellen bereits heute schwer nachbesetzt werden können, beträgt die Wartezeit auf einen Turnusplatz in Wien nach wie vor zwei Jahre. Es handelt sich also nicht um einen Ärztemangel, sondern um ein Verteilungsproblem.

Gegensteuern mit Ausbildungskonzept. Dem können wir mit einer bedarfsgerechten und qualitätsgesicherten Ausbildung begegnen, indem wir uns fragen, wo werden wieviele ÄrztInnen  wie ausgebildet. Einige betroffene Krankenhausträger haben das Problem bereits erkannt und versuchen mit organisatorischen  Änderungen gegenzusteuern. Es werden Stationssekretärinnen eingestellt, Arbeitszeitmodelle geändert, Leistungsspektren (Stichwort: Tätigkeitsprofil) verschoben oder es wird durch eine bessere Bezahlung versucht, bislang unattraktive freie Stellen zu besetzen. Ein sinnvoller Einsatz in Krankenhäusern, eine qualitätsgesicherte Aus- und Fortbildung und eine transparente Stellenvergabe bietet jungen MedizinerInnn bessere Zukunftsperspektiven.
Besonders wichtig ist es, die Ausbildung, vom Studium bis zum jus practicandi, als eine Einheit und im Zusammenhang mit der Versorgung durch Spitäler und Praxen zu sehen. Das Bundesministerium für Gesundheit hat, unter Beteiligung der Länder, des Hauptverbandes der österreichischen Sozialversicherungsträger, der österreichischen Ärztekammer und der medizinischen Universitäten ein abgestimmtes Konzept der Ärzteausbildung erarbeitet. Als Leitthema diente die Frage: Welche Anforderungen werden an ÄrztInnen in Zukunft gestellt und über welche Kenntnisse und Fähigkeiten müssen sie verfügen? Ziel ist eine langfristige und sektorenübergreifende Bedarfsplanung gemeinsam mit allen Systempartnern auch in der Ärzteausbildung.

AutorIn

Dr.in Birgit Angel, Fachreferentin im Büro des Gesundheitsministers